Hikkaduwa Verein e.V.

Lage in Sri Lanka 02.09.2022

Hallo Allerseits,

die Lage in Sri Lanka – sowohl politisch als auch wirtschaftlich – ist nach wie vor dramatisch. Sister Assumpta hat berichtet, dass sie außer den 25 Familien auf ihrer bisherigen Liste weitere Familien unserer Kinder mit Lebensmitteln versorgen muss. Gestern hat sie am Telefon geweint, weil sie und der Convent nicht allen Notfällen helfen können und Bittsteller abweisen müssen, weil sie selbst zu wenig Mittel haben, um für alle Grundnahrungsmittel zu beschaffen. Die Preise für Lebensmittel steigen auf hohem Niveau ständig weiter und dazu wird ab heute die Mehrwertsteuer von 12% auf 15% erhöht. Ich habe Sister Assumpta zugesagt, dass wir noch in diesem Monat eine weitere Überweisung nach Sri Lanka in die Wege leiten werden.

Sri Lanka hat immer noch keine aus Wahlen hervorgegangene neue Regierung. Übergangs-Präsident Ranil Wickremesinghe und Übergangs-Premier Minister Dinesh Gunawardena sind beide von der alten korrupten Regierung ernannt worden und haben deshalb keinen guten Stand bei der Bevölkerung. Es gibt nach wie vor Proteste, zumal die Übergangsregierung sich weigert, kurzfristig Neuwahlen anzusetzen, und weil sich keine Besserung der katastrophalen Situation im Land abzeichnet. Neuwahlen sind derzait auch praktisch kaum möglich, weil das Geld dazu fehlt!

Polizei-Aufgebot gegen Demonstranten vorgestern in Colombo

Tränengas gegen Studenten-Demo vorgestern in Colombo

Zur Situation ein Zitat aus der FAZ vom 29.08.2022:

„Die Feuer am derzeitigen Brennpunkt Südasiens lodern weiter: Trotz des – vielleicht nur vorläufigen – Abschieds des Rajapaksa-Clans von der Regierungsmacht in Sri Lanka findet das Land noch keinen Weg in eine stabile Zukunft. Der Inselstaat brach im Frühjahr unter seiner Schuldenlast zusammen, immer mehr Menschen hungern, die Regierung wurde abgesetzt.

Die Inflationsrate liegt offiziell bei 83 Prozent. Arzneimittel und viele Grundnahrungsmittel sind nur auf dem Schwarzmarkt für horrende Preise zu ergattern. ….Das Ringen um die Macht geht weiter, während die Menschen leiden …“

Zur Situation haben wir gerade auch mit Martin Henrich telefoniert. Auch er hat Bittsteller um Lebensmittel von Familien, die ansonsten nicht ausreichend zu essen hätten. Für sein Tuktuk hat er „das Recht, 5 Liter Benzin pro Woche zu kaufen, wenn die Tankstelle denn Benzin zu verkaufen hat.“ Tanken geht nur per Tankkarte, die vorzuweisen ist, um an Benzin zu kommen. Ein Liter Benzin kosten zur Zeit 450 Rupees (ca. 1,25 Euro) – für „Normalbürger“ kaum erschwinglich. Stromausfall ist nach wie vor an der Tagesordnung und zu allem „Überfluss“ im wahrsten Sinn des Wortes ist wegen starker Regenfälle gerade wieder mit Überschwemmungen zu rechnen.

Zitat aus einer Email von Patenkind und Studentin Vindya vom 22.08.2022:

„My 2nd semester studies will start on August 29.  Being a member of a low-income  family, I got residential facilities inside the university. Even though I got accommodation, I have to buy daily food with my own money. A breakfast parcel costs 200 rupees. A lunch parcel costs 200 rupees. A dinner parcel costs 200 rupees. In view of the current situation in the country, it is unfortunate that the price of a food parcel is increasing day by day. When I don’t have money, I don’t buy food parcel, quench my hunger by drinking tea. I understand and deal with my poor condition and I do my studies well.“

Ähnliche „Messages“ bekommen wir fast täglich. Viele Kinder und Jugendliche berichten, dass sie rund um ihre Häuser oder Hütten Gemüse anbauen, das sie nicht kaufen müssen. Die FAZ berichtet, dass in den asiatischen Ländern nur die Versorgungslage im „Taliban-Land“ Afghanistan schwieriger ist als in Sri Lanka.

Gemüseanbau am Haus Mahima

Gemüseanbau am Haus Kanchana


 

Zur Schulsituation:
Unterrichtsausfälle durch Lehrerstreiks, Schulschließungen oder Benzinmangel für Busse und Schulbusse haben dazu geführt, dass viele Kinder ein ganzes Schuljahr verlieren werden. In diesem Jahr konnten außerdem in den meisten Schulen nicht alle Prüfungen durchgeführt werden, weil kein Papier verfügbar war. Ein „Lichtblick“: Das Education Ministry hat zugesagt, dass in 2023 durch einen Kredit aus Indien ausreichend Mittel „for the printing of text books, examination papers and answer scripts“ zur Verfügung stehen und keine Prüfungen mehr ausfallen würden.

Wir erhalten per Email viele Briefe der Patenkinder mit der bitte um Weiterleitung an ihre Paten und haben dadurch einen ganz guten Überblick, wie es bei den Kindern und deren Familien zur Zeit aussieht. Für 25 Familien haben wir im Juli 10.000 Euro als „family support“ überwiesen, 5 Familien sind im August hinzugekommen und wir sind sehr dankbar, dass mehrere Paten darüber hinaus direkte Zuwendungen für die Familien ihrer Kinder geleistet haben. Leider müssen wir mittlerweile 100 Euro pro Monat veranschlagen, um eine 4-köpfige Familie einen Monat lang mit Grundnahrungsmitteln zu versorgen. Wir werden sehen, wie weit wir mit den vorhandenen Mitteln kommen und ob wir demnächst „Bettel-Emails“ verschicken müssen!

Ihnen/Euch allen ein schönes Wochenende und beste Grüße,

Horst & Uschi Gerland

www.hikkaduwa-verein.de

 

 

 

 

 

 

 

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